Operative Therapie
Die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie KPE reduziert die Ödeme und lindert den physischen Leidensdruck, jedoch reduziert sie keineswegs den Ödemherd. Dies ist nur durch eine operative Therapie möglich, bei der mittels spezieller Fettabsaugung - Liposuktion - die erkrankten und genetisch veränderten Fettzellen entfernt werden.
Durch das operative Entfernen des krankhaft vermehrten Fettgewebes kann leider keine Heilung garantiert werden, den Patientinnen kann aber ein grosser Teil des Leidensdruckes genommen und die Lebensqualität massgeblich verbessert werden. Ziel ist es, einen heilungsähnlichen Zustand zu erreichen und diesen so lange wie möglich zu erhalten.
!!Aber!!
Es kann nicht garantiert werden, dass der Erfolg und der Zustand der Operation dauerhaft erhalten bleiben. Auch ist die Liposuktion kein Ersatz für eine gesunde, ausgewogene Ernährung und ein adäquates Bewegungsprogramm, welche in jedem Fall bei Lipödem angezeigt sind.
Ebenfalls ist es nicht jeder Patientin möglich, nach den operativen Eingriffen auf die Kompresssionsbestrumpfung und die MLD zu verzichten. Fest steht aber: je früher man die Eingriffe machen lässt, desto grösser sind die Chancen, auf Massnahmen der konservativen Therapie verzichten bzw. diese verringern zu können.
Es gibt mittlerweile einige Studien, die sich mit den mittelfristigen Ergebnissen der Liposuktion bei Lipödem befassen. Langzeitergebnisse über mehrere Jahrzehnte liegen leider nicht vor, da die Eingriffe in der heute angewandten Form noch nicht so lange durchgeführt werden.
Ob eine Indikation für eine operative Therapie vorliegt, sollte in jedem Fall mit allen behandelnden Ärzten abgesprochen werden.
Fragen an den Arzt
Wenn Sie Sich für eine operative Therapie interessieren und diese für Sie indiziert ist, sollten Sie Sich und Ihrem Arzt folgende Fragen stellen, bzw. folgende Empfehlungen berücksichtigen:
- Unbedingt mehrere Ärzte konsultieren!
- Lassen Sie sich die Operationsmethode von Ihrem Chirurgen genau erklären. Operiert er/sie nach der TLA- oder WAL-Methode und was ist der Unterschied?
- Wie verläuft die Anästhesie und welche Form ist für Sie am besten geeignet? Lokalanästhesie? Vollnarkose? Dämmerschlaf? Periduralanästhesie?
- Handelt es sich um einen ambulanten Eingriff oder werden Sie danach stationär betreut?
- Wie sieht ggf. die Betreuung nach dem operativen Eingriff aus?
- Welches sind die Empfehlungen für die Nachsorge? MLD? Kompressionsmieder? Kompressionsbestrumpfung? Thrombosespritzen? Medikamentöse Versorgung? Kühl-Akkus? Venenkissen? Homöopatische Unterstützung?
- Wie lange werden Sie ggf. arbeitsunfähig sein und ist eine Krankschreibung möglich?
- Haben Sie für die ersten Tage nach der Operation Unterstützung zuhause?
- Informieren Sie Sich ausführlich über die Risiken des operativen Eingriffes und der angewandten Anästhesie.
- Die operativen Eingriffe sind sowohl physisch als auch psychisch kein Spaziergang! Sie sind mit teilweise starken Schmerzen verbunden. Der Heilungsprozess ist langwierig und dauert zwischen 6 Monaten und einem Jahr.
Die verschiedene Methoden der Operation
Tumeszenz Lokal Anästhesie (TLA)
Die TLA ist die am häufigsten und seit längster Zeit eingesetzte Technik zur Fettabsaugung. Hierbei handelt es sich um eine örtliche Schmerzausschaltung (Lokalanästhesie) während die Patientin wach und ansprechbar ist.
Vor der Absaugung werden durch kleine Einschnitte in der Haut etwa so viele Liter Tumeszenzlösung in das Unterhautfettgewebe eingeleitet, wie Fett abgesaugt werden soll.
Neben der Schmerzausschaltung bewirkt die Tumeszenzlösung auch eine Auflösung des Fettgewebes. Der hohe Druck im Gewebe und Diffusionskräfte erzeugen - nach einer Einwirkzeit von 30 - 120 Minuten - ein homogenes, gel-artiges Gemisch aus Fett und Flüssigkeit, das mit einer hohlen Sonde (Kanüle) aus dem Gewebe abgesaugt werden kann.
Das infiltrierte Areal hebt sich durch die Anschwellung. Die Patientin empfindet dabei ein leichtes Druck- oder Spannungsgefühl. Je nach Größe und Anzahl der zu behandelnden Regionen sowie der Dehnbarkeit der Haut werden zwei bis zehn Liter Tumeszenzlösung benötigt. Die zu behandelnden Extremitäten werden hierbei ballonartig prall gefüllt.
Die Absaugung selbst geschieht mittels einer Kanüle, die durch zuvor angebrachte kleine Haut-Einstiche in das abzusaugende Gewebe eingeführt wird. Heute kommen hauptsächlich vibrierende Kanülen zum Einsatz.
Das nicht abgesaugte Gemisch aus Fett, Blut und Tumeszenz-Lösung läuft über die nächsten Tage wieder aus den Einstichstellen heraus ("Auslaufen").
Wasserstrahlassistierte Liposuktion (WAL)
Dr. med Ziah Taufig entwickelte Methode 1999 und meldete das Patent beim Deutschen Patentamt an. Die WAL stellte eine echte methodische Neuentwicklung dar und führte zu einem Paradigmenwechsel in der Liposuktionsbehandlung.
Eine spezielle Kanüle sprüht an ihrem vorderen Ende einen pulsierenden fächerförmigen Wasserstrahl in das Gewebe, der die Fettzellen aus dem Unterhautzellverband herauslöst. Bindegewebsstrukturen, Nerven, Blut- und Lymphgefäße werden vom Wasserdruck zur Seite geschoben und sind damit vor Verletzungen geschützt. Das Gemisch aus Wasser und Fettzellen wird dann sofort von seitlich an der Kanüle angebrachten Öffnungen abgesaugt.
Als Spülflüssigkeit wird ebenfalls Tumeszenzlösung verwendet. Aufgrund der sehr kurzen Verweildauer der Flüssigkeit im Gewebe kann sich nur eine schwache Anästhesiewirkung entfalten. Darum wird beim Lipödem die WAL in der Regel unter Vollnarkose oder Dämmerschlaf durchgeführt.
Besondere Unterschiede gegenüber der TLA-Methode sind:
- die Beurteilbarkeit der anatomischen Form, da das Gewebe nicht massiv aufgeschwemmt wird
- nach der Operation läuft minimal Flüssigkeit aus den Schnitten
- die Methode ist nachgewiesenermasse schonend zum umgebenden Strukturen wie Gefäße, Nerven und Lymphgefäße
Die zunehmende Hinwendung von erfahrenen und renommierten Operateuren zu dieser Methode bestätigt die Vorzüge der WAL.
Quellen: http://www.lipoedemportal.de/liposuktion-methoden & http://www.lipoedemclinic.de/wal-taufig-methode
TLA oder WAL?
Das wesentliche Kriterium für die Qualität des Ergebnisses einer Liposuktion des Lipödems sind die Erfahrung, das Geschick und die Sorgfalt des ausführenden Arztes.
Hier werden die Unterschiede genaustens erklärt: Link