Nebenwirkungen

Schilddrüsenunterfunktion und Hashimoto (begleitend)

Manche Ärzte berichten aus ihrer persönlichen Erfahrung heraus, dass bei ca. 70% ihrer Lipödem-Patientinnen gleichzeitig eine Störung der Schilddrüse vorliegt – meist ist es eine Unterfunktion (Hypothyreose).

Wir raten daher allen Betroffenen, nach der Diagnose Lipödem auch die Funktion ihrer Schilddrüse eingehend überprüfen zu lassen!

Bei Hashimoto-Thyroiditis, welche auch auffällig oft bei Lipödem Patientinnen diagnostiziert wirdhandelt es sich um eine chronisch entzündliche Autoimmunerkrankung.
Diese Schilddrüsenstörung kann anfangs ganz untypische Symptome zeigen, wie Müdigkeit, Aggressivität, Schlafstörungen. Es können Zeichen der Schilddrüsenüberfunktion als auch der Schilddrüsenunterfunktion auftreten. Viele Frauen kennen sich selbst nicht wieder und glauben, nur überarbeitet zu sein oder schieben die Beschwerden auf eine Gelbkörperschwäche oder beginnende Wechseljahre.

Bei allen Schilddrüsenerkrankungen ist neben der Diagnose die ganzheitliche Ursachenforschung wichtig und ggf. eine angepasste, individuelle medikamentöse Therapie.

Lymphödem (sekundär)

Aufgrund der dauerhaft hohen Belastung „ermüden“ die Lymphgefäße im Laufe der Jahre und ihre Transportkapazität sinkt. Die Gewebsflüssigkeit kann dann nicht mehr ausreichend abtransportiert werden und es bilden sich eiweißreiche Ödeme. Das sich einlagernde Eiweiß führt zu Verhärtungen des Gewebes (Fibrosen) und krankhaften Veränderungen der Lymphgefäße (Lymphangiosklerosen). Schließlich entsteht daraus ein sekundäres Lymphödem. Dies ist unter anderem an der Schwellung des Fuß/- bzw. Handrückens und einem positiven Stemmer’schen Zeichen erkennbar.
Dieser Prozess vollzieht sich fliessend und kann aus jedem Stadium des Lipödems heraus entstehen. Es ist davon auszugehen, dass ein gleichzeitiges Übergewicht den Verlauf begünstigt.

Orthopädische Erkrankungen (sekundär)

Bei zunehmender Ausprägung des Lipödems bilden sich Wülste an den Innenseiten der Oberschenkel. Diese können zu Störungen des Gangbildes (Abspreizen der Beine) und Fehlbelastungen der Gelenke führen bzw. Achsenfehlstellungen führen. Darum ist die Arthrose der großen Beingelenke eine schwerwiegende Komplikation des Lipödems, die wiederholt zu Arbeitsunfähigkeit, ja sogar zur Invalidität führen kann. Häufig muss dann ein künstliches Knie- oder Hüftgelenk implantiert werden, wobei die Ursache der Beinachsen-Fehlstellung damit nicht beseitigt wird.

Auch leiden viele Betroffene unter starken Rückenschmerzen, weil die Wirbelsäule wegen des ausgeprägten Gesäßes beim Liegen eine unnatürliche Krümmung einnimmt. Viele Lipödem-Patientinnen haben ausserdem früher oder später mit dem so genannten (plantaren) Fersensporn zu tun. Dieser entsteht durch Druck und Zug, bedingt durch starke Belastung oder Überbeanspruchung und ist ein dornartiger Knochenauswuchs, der zu einer sehr schmerzhaften Entzündung führen kann, die das Gehen stark einschränkt und in manchen Fällen sogar fast unmöglich macht.

Durch Scheuern der Innenseite der Beine entsteht das so genannte „Wundlaufen“ (Intertrigo). Diese wunden Hautpartien sind bei weiterer Bewegung extrem schmerzhaft und können sich im weiteren Verlauf entzünden. Diese Schmerzen kommen dann zu den „normalen“ Lipödem-Schmerzen hinzu. Viele Patientinnen nehmen deshalb über Jahre hinweg Schmerzmittel, was oft zu Abhängigkeit, Nerven- und Organschäden führt.

Adipositas und andere Essstörungen (sekundär oder begleitend)

Lipödem und Übergewicht sind zwei völlig verschiedene Dinge. Allerdings treten sie oft zusammen auf. Grund dafür ist, dass viele Lipödem-Patientinnen versuchen, mit Diäten das Fett an Po und Beinen abzubauen. Leider passiert dabei das Gegenteil: Sie hungern sich mit der Zeit ein zusätzliches Übergewicht an. Denn der Körper reagiert auf eine starke Reduzierung der Nahrungszufuhr durch Umstellung auf eine effektivere Nahrungsverwertung (Hunger-Stoffwechsel). Bei der Rückkehr zur „normalen“ Essgewohnheit genügen dann wesentlich weniger Kalorien als zuvor um wieder zuzunehmen. Auf Dauer bewirkt jede strenge Diät eine Gewichtszunahme (Jojo-Effekt).

Perioden mit Nahrungsknappheit folgen oft unkontrollierte Phasen des „Überessens“, aus Frust, tiefster Traurigkeit und erlernter Hilflosigkeit heraus. Dies alles charakterisiert die Adipositas-Essstörung.

Zudem wird oft wegen des großen Körpergewichts und der Gelenkschmerzen weniger Sport getrieben bzw. sich weniger bewegt. Dies führt zu einem Teufelskreis aus Gewichtszunahme, Verschlimmerung der Gelenkschmerzen, (Orthopädische Probleme), erneute Gewichtszunahme, Verschlimmerung …

Eine Studie kam zu folgenden Ergebnissen: 74 Prozent der Betroffenen insgesamt leiden an chronischen Essstörungen.
Neben der Adipositas, die relativ häufig mit dem Lipödem einher geht, haben ca. 12 Prozent periodisch unkontrollierbare Fressanfälle (Binge eating syndrom), 8 Prozent leiden unter Bulimie, heftigen Heißhungerattacken, nach denen sie durch selbst herbei geführtes Erbrechen, mit extremen Diäten und/oder Abführmitteln versuchen, eine Gewichtszunahme zu vermeiden, damit ihre Suchterkrankung nicht bemerkt wird.

Besonders bedenklich ist die Tatsache, dass 16 Prozent – also mehr als jede sechste der untersuchten Frauen! – an Anorexia nervosa (Magersucht) leidet, einer psychisch bedingten schweren Essstörung. Denn bis zu 15 Prozent der erkrankten sterben daran, entweder durch Komplikationen wie Herzversagen, Infektionen oder aber durch Selbstmord. Die Überlebenden, leiden zum Teil lebenslang an Knochenschwund (Osteoporose), Nierenversagen oder anderen Langzeitfolgen.

Psychische Probleme (sekundär oder begleitend)

Seit es diese Erkrankung gibt ist es klar dass die Frauen diese als sehr belastend empfinden, viele schämen sich ihrer Beine/Arme und manche Patientinnen meinen sogar, die dicken Beine hätten ihr Leben ruiniert. Damit wären wir mitten in einer der Problematiken, unter der die meisten betroffenen Frauen extrem leiden.

Hinzu kommen die Schmähungen von Mitmenschen und manchen Ärzten sowie die verbreitete Praxis von Krankenkassen bzw. Rentenversicherung, den Patientinnen notwendige Therapie-maßnahmen (Reha etc.) zu verweigern und ihnen das Gefühl zu geben, sie bedürfen keiner Hilfe.

Manche von Lipödem-Patientinnen legen noch einen Gang zu und kasteien sich regelrecht, andere sind so frustriert, dass sie – weil sowieso alles aussichtslos ist – Trost im Essgenuss suchen. Mit allen entsprechenden Folgen; erlernte Hilflosigkeit ist oft die ersten Schritte auf dem direkten Weg in die Essstörung und die Depression.

Quellen: 
http://www.humanmed.com/documents/Lymphe_und_Gesundheit_01-2015.pdf
https://www.netzwerk-frauengesundheit.com/hashimoto-thyreoiditis-ganzheitliche-therapie/